Die 1,5-Grad-Studie von Fridays for Future

Kann Deutschland das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch erreichen und wenn ja, wie? Diese Fragen hat das Wuppertal Institut im Auftrag von Fridays for Future Deutschland in einer Studie untersucht. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, bedarf es erheblicher Transformationen in vielen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft. Das Treibhausgas CO2, also Kohlendioxid, ist für die Erderwärmung verantwortlich.

1,5-Grad-Studie Fridays for Future - es gibt keinen Planet B

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Transformation möglich ist, wenn jetzt konsequente politische Maßnahmen ergriffen werden. Die Studie belegt, dass Deutschland bis 2035 CO2-neutral sein kann, anstatt erst wie von der Bundesregierung geplant 2050. Diese zeitlich vorgezogene CO2-Neutralität ist notwendig, damit Deutschland das 1,5-Grad- Emissionsziel einhält. Maßnahmen zur Verringerung von Emissionen müssen deshalb sehr viel schneller umgesetzt werden als bisher angenommen. Laut Studie ist dies „bis zum Jahr 2035 aus technischer und ökonomischer Sicht zwar extrem anspruchsvoll [...], grundsätzlich aber möglich”. Mit den von der Politik bisher geplanten Maßnahmen bis 2050 würden die Klimaziele nicht erreicht werden, so die Aussage zur Studie.

Novelle Klimaschutzgesetz beschreibt Klimaneutralität 2045

Gesetz-Entwurf zur Änderung des Bundes-Klimaschutzgesetzes ist unterwegs

Deutschland soll jetzt bis 2045 klimaneutral werden und beschreibt den Weg dahin mit verbindlichen Zielen für die 20er und 30er Jahre. Das ist der Kern der Novelle des Klimaschutzgesetzes, die das Bundeskabinett am 12.05.2021auf Vorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze beschlossen hat. Bislang hatte die Bundesregierung Treibhausgasneutralität bis 2050 angestrebt. Das Zwischenziel für 2030 wird von derzeit 55 auf 65 Prozent Treibhausgasminderung gegenüber 1990 erhöht. Für 2040 gilt ein neues Zwischenziel von 88 Prozent Minderung. Die Klimaschutzanstrengungen werden so bis 2045 fairer zwischen den jetzigen u.nd künftigen Generationen verteilt.

Durch welche Maßnahmen soll die 1,5-Grad-Erwärmung reduziert werden?

Studie gibt Auskunft über konkrete Maßnahmen

  • Energie: Ausbau von Wind- und Solarenergie von mindestens 25 GW pro Jahr
  • Industrie: Neue Industrieanlagen müssen sich klimaneutral betreiben lassen, bestehende Anlagen bis 2035 auf nicht-fossile Technologien umgestellt oder stillgelegt werden
  • Verkehr: Halbieren des Autoverkehrs und Verdoppeln des ÖPNV bis 2035; Verlagerung von 30 Prozent des Lkw-Verkehrs auf die Bahn; Beendigung des innerdeutschen Flugverkehrs
  • Gebäude: Steigerung der energetischen Sanierungsrate auf 4 Prozent pro Jahr

Die Wissenschaftler*innen belegen, dass die Reduktionsziele der Politik die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze weit verfehlen würden. Vielmehr müssten die CO2-Emissionen bis 2025 um 60 Prozent und bis 2030 um mindestens 85 Prozent vermindert werden. Ein CO2-Preis von 180 Euro pro Tonne würde außerdem klimaneutrale Schlüsseltechnologien fördern.

Gebäudesektor ist in Deutschland für ein Viertel aller CO2-Emissionen verantwortlich

CO2-neutrales Bauen und Sanieren ist absolut notwendig

Der Gebäudesektor hatte im Jahr 2018 insgesamt einen Anteil von 13,6 Prozent an allen ausgestoßenen Treibhausgasen. Die indirekten und grauen Emissionen mitgerechnet, verdoppelt sich der Wert: Dann ist der Gebäudebereich für mehr als ein Viertel aller CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.

Forderungen aus der Studie von Fridays for Future und Wuppertal Institut für den Gebäudebereich:

  • Zentral fürs Erreichen von Klimaneutralität bis 2035 ist hier eine massive Steigerung der energetischen Sanierungsrate auf die bislang beispiellose Höhe von 4 % pro Jahr. Aktuell liegt diese bei lediglich 1 %, womit selbst das Ziel der Bundesregierung von 2 % weit verfehlt wird.
  • Für die Steigerung der energetischen Sanierungsrate ist ein umfassender Maßnahmenmix notwendig, der von Verpflichtungen zur Sanierung bei Verkauf oder Vererbung bis zu einer wirkungsvollen, sozial gerechten CO2-Bepreisung reicht. Selbst das ist jedoch noch nicht genug, weil Fachkräfte für die Umsetzung der Sanierungen fehlen. Es braucht also zusätzlich eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive im Handwerk.
  • Der Einbau fossiler Heizungen muss innerhalb kürzester Zeit, d. h. spätestens in der nächsten Legislaturperiode, beendet werden. Heute liegt der Anteil fossiler Heizungen noch bei fast 80 % aller Neuinstallationen, was das Ausmaß dieser Herausforderung verdeutlicht.
  • Die meisten neu eingebauten Heizungen müssen daher schon in den kommenden Jahren Wärmepumpen sein.

Komplette Studie: Fridays for Future

CO2-neutrales Bauen

 


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