Dekarbonisierung bezeichnet die gezielte Reduktion von CO2-Emissionen durch den Einsatz kohlenstoffarmer oder -freier Energiequellen. Ziel ist es, den Klimawandel zu begrenzen und die Erderwärmung deutlich unter der Marke von 2 Grad C zu halten. Aktuell liegt die globale Durchschnittstemperatur bereits bei 1,6 Grad C über dem vorindustriellen Niveau.
Zu den bevorzugten Energieträgern der Dekarbonisierung zählen erneuerbare Quellen wie Solarenergie, Windkraft, Wasserkraft, Geothermie und Biomasse. Auch Holz spielt eine wichtige Rolle, insbesondere beim Holzbau, da er als nachwachsender Rohstoff CO2 langfristig speichert.
Gebäude haben einen hohen Energiebedarf – beim Heizen, Kühlen, Beleuchten und der Warmwasserbereitung. Laut Bundesumweltministerium stammen rund 16 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland aus dem Gebäudebetrieb. Zählt man die graue Energie – also Emissionen durch Bau, Abriss und Materialherstellung – hinzu, steigt der Anteil des Gebäudesektors auf über 30 Prozent.
Der Schwerpunkt der Dekarbonisierung liegt dabei auf zwei Säulen: Neubau in energieeffizienter Bauweise sowie die energetische Sanierung des Bestands. Vor allem Letztere ist ein zentraler Hebel, um Emissionen im großen Stil zu senken.
In Deutschland gibt es rund 43 Millionen Wohneinheiten. Die meisten davon sind älter als 20 Jahre und damit energetisch überholt. Allein die zukunftsfähige Sanierung von Mehrfamilienhäusern der 50er und 60er Jahre liegt in etwa bei 1 Million dieser Gebäude. Die aktuelle Sanierungsquote im Gebäudebestand liegt bei etwa 1?Prozent jährlich – viel zu wenig, um die Klimaziele zu erreichen. Eine Verdopplung auf 2 Prozent ist dringend notwendig.
Eine erfolgreiche energetische Sanierung umfasst:
Dämmung der Gebäudehülle (Außenwände, Dach, Kellerdecke)
Moderne Fenster mit Wärmeschutzverglasung
Erneuerbare Energien wie Solarthermie oder Photovoltaik
Wärmepumpen oder klimaneutrale Heizsysteme
Digitale Gebäudetechnik zur bedarfsgerechten Steuerung
Die Kombination mehrerer Maßnahmen kann den Energiebedarf eines Hauses um bis zu 35 Prozent senken – mit positiven Effekten für Umwelt, Geldbeutel und Immobilienwert.
Rund 80 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstehen in Städten. Hier lebt der Großteil der Bevölkerung, hier wird gebaut, geheizt und gefahren. Dekarbonisierung muss also in den urbanen Räumen ansetzen. Die EU verfolgt ambitionierte Ziele: Bis 2030 sollen städtische Emissionen um 55 Prozent sinken, bis 2050 ist Klimaneutralität das Ziel.
Ein zentraler urbaner Zukunftstrend ist die 15-Minuten-Stadt: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bildung und Freizeit sollen in kurzer Distanz erreichbar sein – zu Fuß, per Rad oder mit dem ÖPNV. So wird nicht nur der CO2-Ausstoß gesenkt, sondern auch Lebensqualität gesteigert.
Sanierungen müssen nicht spektakulär sein, um wirksam zu sein. Oft reichen wenige, gezielte Eingriffe:
Fassadendämmung: spart bis zu 19?Prozent energie
Fenstertausch: etwa 7? Prozent
Dach- und Kellerdämmung: zusätzliche 10–15?Prozent
Je besser die Gebäudehülle gedämmt ist, desto leichter lässt sich eine CO2-arme Heizung wie eine Wärmepumpe integrieren. Allerdings variieren die Kosten: Zwischen 400 und 900?Euro pro Quadratmeter Wohnfläche können anfallen – abhängig von Zustand und Zielstandard. Staatliche Förderprogramme helfen, decken aber nicht alles ab.
Die Umsetzung der Dekarbonisierungsziele ist komplex. Die Immobilienbranche steht unter Druck: Hohe Baukosten, steigende Zinsen, Fachkräftemangel und politische Unsicherheiten – wie jüngst beim Gebäudeenergiegesetz – hemmen Investitionen.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Wer nicht saniert, riskiert Wertverluste. Schon heute zeigt sich: Energieeffiziente Immobilien sind gefragter, erzielen höhere Preise und haben bessere Zukunftsaussichten – bei Verkauf wie Vermietung. Gerade hier eröffnet sich ein enormes Potenzial für den modernen Holzbau: Durch serielle Sanierung im Gebäudebestand lassen sich bestehende Immobilien schnell, effizient und nachhaltig auf ein neues energetisches Niveau heben – ein wachsendes Geschäftsfeld mit großer Zukunft.
Vorgefertigte Holzbauelemente ermöglichen schnelle, effiziente und nachhaltige Lösungen – zum Beispiel zur Fassaden- oder Dachsanierung. In Kombination mit Photovoltaik, Wärmepumpen und intelligenter Gebäudetechnik entstehen Gebäude, die in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz neue Maßstäbe setzen.
Der Holzbau ist ein Schlüsselakteur der Dekarbonisierung. Holz speichert über Jahrzehnte CO2 – eine Eigenschaft, die kein anderer Baustoff in dieser Form bietet. Besonders im urbanen Raum wächst die Bedeutung des Holzbaus – sei es für Aufstockungen, Stelzenhäuser über Parkplätze, Modulbauten oder komplette Neubauten.
CO2-Bilanz & Lebenszyklusbewertung: Klimavorteile, die sich rechnen:
Holz als Baustoff ist aktiver Klimaschützer. Während konventionelle Materialien wie Beton oder Stahl bei der Produktion erhebliche Mengen CO2 freisetzen, speichert Holz über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg CO2 – und das für Jahrzehnte. Schon beim Bau kann so ein erheblicher Teil der Emissionen kompensiert werden.
Für Investoren und öffentliche Bauherren wird die CO2-Bilanz zu einem zentralen Kriterium, nicht zuletzt durch EU-Taxonomie, ESG-Vorgaben und nationale Klimaziele. Holzbau punktet in der Lebenszyklusanalyse gleich mehrfach:
Geringere graue Energie in der Herstellung
Hohe Energieeffizienz im Betrieb
Recyclingfähigkeit am Ende der Nutzungsdauer
Lebenszyklusbasierte Planungsansätze schaffen die Grundlage für langfristig rentable und klimafitte Immobilien – ein starkes Argument in Zeiten steigender Umweltanforderungen und wachsender CO2-Bepreisung.
Holzhybridbau: Das Beste aus zwei Welten:
Holzhybridbau vereint die ökologische Stärke von Holz mit der technischen Flexibilität anderer Materialien wie Beton oder Stahl. Diese Bauweise ermöglicht es, nachhaltige Ziele zu erreichen, ohne auf bewährte statische oder konstruktive Lösungen verzichten zu müssen.
Für Planer ergibt sich ein breiteres Anwendungsspektrum – etwa bei Gebäuden mit hohen Anforderungen an Schallschutz, Tragfähigkeit oder Feuerwiderstand. Auch größere Spannweiten, Tiefgaragen oder Sockelgeschosse lassen sich durch Hybridlösungen wirtschaftlich realisieren.
Für Investoren und Kommunen bedeutet das:
Klimavorteile des Holzbaus auch bei komplexen Gebäudetypen nutzbar machen
Serielles oder modulares Bauen bleibt möglich
Architektonische und wirtschaftliche Freiheit bleibt erhalten
Der Holzhybridbau steht für zukunftssicheres, skalierbares Bauen, das Nachhaltigkeit und Funktionalität in Einklang bringt – besonders in urbanen Kontexten mit vielfältigen Anforderungen.
Aspekt | Fakt |
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CO2-Speicherung | 1 Kubikmeter Holz speichert circa 1 Tonne CO2 dauerhaft |
Graue Energie | Holz benötigt bis zu 80 Prozent weniger Energie in der Herstellung als konventionelle Baustoffe wie Beton oder Stahl |
Recycling | Hohe Wiederverwertbarkeit – zirkuläres Bauen möglich |
Lebensdauer | Technisch gleichwertig zu Beton/Stahl bei sachgemäßer Ausführung |
ESG-Konformität | Holzbau erfüllt zentrale EU-Taxonomie- und Klimaschutzkriterien |
Förderpotenzial | Zugang zu staatlichen Förderungen, zum Beispiel über KfW, BEG, IFB usw. |
Planungssicherheit | Durch Vorfertigung: kürzere Bauzeiten, geringere Risiken |
Hybridfähigkeit | Ideal kombinierbar mit Beton/Stahl – besonders bei urbanen Projekten |
Die Dekarbonisierung der Immobilienwelt ist mehr als ein politisches Ziel – sie ist eine ökologische und wirtschaftliche Notwendigkeit. Wer heute in energetische Sanierung investiert, leistet nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern sichert auch den Wert seiner Immobilie.
Für Akteure im Holzbau bietet dieser Wandel enorme Chancen: Der Bedarf an nachhaltigen Baustoffen und CO2-speichernden Materialien wächst. Gleichzeitig können Holzbaulösungen die energetische Sanierung erleichtern und beschleunigen.
Die Zukunft des Bauens ist klimafreundlich, energieeffizient – und zunehmend aus Holz. Jetzt ist die Zeit, diese Zukunft aktiv mitzugestalten.
Es geht bei der Betrachtung der Energieeffizienz eines Gebäudes nicht allein um den…