Seine Stärken spielt der mehrgeschossige Holzbau jedoch bei vier- bis achtgeschossigen Wohngebäuden aus .Durch den hohen Vorfertigungsgrad wird pro Tag ein komplettes Wohngeschoss auf der Baustelle zusammengefügt. So kann in Ballungs- und Stadtgebieten wertvoller Wohnraum effizient geschaffen werden. Der moderne Holzbau kommt in die Stadt.
Nachverdichtung und Dachaufstockungen auf kompletten Siedlungsanlagen im urbanen Raum sind mit der Holz-Leichtbauweise viel vorteilhafter als mit herkömmlichen Baustoffen zu bewerkstelligen. Computergesteuerte Maschinen zur Holzverarbeitung im Werk der Holzbauunternehmen und effiziente Baumaterialien wie Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz oder Brettsperrholz sorgen dafür, dass das mehrgeschossige Bauen mit Holz den bisherigen etablierten mineralischen Baustoffen Marktanteile abringt.
Die Holzbauweise hält Einzug in den Geschosswohnungsbau. Die verschiedenen Landesbauordnungen in Deutschand ermöglichen mittlerweile das Bauen in den Gebäudeklassen vier und fünf mit dem Baustoff Holz. Gerade im urbanen Raum passen sich Holzbauwerke in mehrgeschossiger Holzbauweise gut in die Szenerie ein und schaffen dringend benötigen Wohnraum in ökologischer Bauweise. Die Bauweise besticht durch eine hohe Vorfertigung im Werk, Transport der Bauelemente Just-in-Time zur Baustelle, so ist eine schelle Bauweise ohne große langwierige Beeinträchtigung des Baustellenumfeldes gewährleistet.
Die Landesbauordnung (LBO) in Baden-Württemberg gewährleistet im mehrgeschossigen Holzbau, dass Decken, tragende und aussteifende Wände sowie Stützen aus Holz sichtbar und unverkleidet bleiben können. Damit bietet Massivholz auch als sichtbares Gestaltungselement neben den konstruktiven Vorteilen einen Zugewinn an Bauqualität, Raumklima und Design in Innenräumen. Auch Brettsperrholzelemente eigenen sich für den mehrgeschossigen Holzbau, die alle Anforderungen an Schallschutz, Akustik und Brandschutz als hochfeuerhemmende Wand- und Deckenelemente erfüllen. Die Landesbauordnung Bayern sieht die Gebäudeklasse 5 mit einer Geschosshöhe von 22 Metern als Standard beim mehrgeschossigen Bauen vor.
Auszüge aus einem Interview des Cluster Forst und Holz in Bayern mit Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, Inhaber des Lehrstuhls für Holzbau und Baukonstruktion an der Technischen Universität München. Das Interview führte Dr. Jürgen Bauer.
Die Forschungsgebiete von Stefan Winter umfassen u.a. den vielgeschossigen Holzbau, den Brandschutz im Holzbau, energieeffiziente Holzbauweisen und Gebäudemodernisierungen mit vorgefertigten Bauteilen sowie Lebenszyklusanalysen und Ökobilanzierungen.
Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter hat zusammen mit Prof. Hermann Kaufmann und Prof. Stefan Krötsch den Atlas „Mehrgeschossiger Holzbau“ herausgegeben. Er ist das "Nonplusultra" für die Planung mehrgeschossiger Holzbauten.
Frage an Stefan Winter: „Welche Wirkung erwarten Sie von diesem Kompendium?“ Winter: „Nahezu alle Metropolregionen müssen zeitnah die anhaltend hohe Nachfrage an Wohnraum befriedigen und gleichzeitig ressourcenschonend agieren. Holz bietet hier gerade auch im mehrgeschossigen Bauen zukunftsfähige Lösungen. Dieser Atlas stellt das neue, umfassende Nachschlagewerk zum mehrgeschossigen Bauen mit Holz dar und vermittelt Architekten, Ingenieuren und Holzfachleuten die wesentlichen Fachkenntnisse zur neuen Systematik und Konstruktionsmethodik vom Entwurf über die Vorfertigung bis hin zur Fügung vor Ort.“
Frage an Prof. Dr. Stefan Winter: „Wie können wir mit dem Cluster und unserem Imagebündnis proHolz Bayern bei diesem Prozess unterstützen?“
Stefan Winter: „Die rechtliche Anpassung der Bauordnung ist das eine, aber genauso wichtig ist die Überzeugungsarbeit bei den Architekten, Planern und z.B. kommunalen Entscheidern. An dieser Stelle ist die Vernetzung der Branche durch die Clusterarbeit und sind die vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen von proHolz Bayern bereits sehr wertvoll. Ich rufe deshalb alle Branchenakteure auf, sich hier für unseren gemeinsamen Werkstoff zu engagieren. Auch freut es mich, dass die proHolz-Organisationen von Österreich, Bayern, Baden-Württemberg und der Schweiz zukünftig gemeinschaftlich stärker zusammenarbeiten wollen. Von zentraler Bedeutung ist für mich zudem die Entwicklung eines proHolz Daches auf Bundesebene.“